Das Königreich von Abomey war mächtig.
Der zweite König hieß Akaba. Das Orakel sagte Akaba, dass, wenn er
so mächtig werden wolle wie sein Vater, er Da töten müsse. Da aber
war mächtig und beherrschte die Kunst der schwarzen Magie. Akaba
jedoch war klug. Er freundete sich mit Da an und eines nachts, als Da
schlief, erstach er ihn. Akaba schlitzte den Bauch von Da auf und
legte ein Samenkorn hinein. Dann warf er Da in eine tiefe Grube. An
der Stelle, an der Da begraben wurde, wuchs ein großer Baum, den bis
heute niemand anfassen darf. Am darauffolgenden Morgen versammelte
sich das Volk und Akaba verkündete, dass Da tot sei.
Da-ho-mey war geboren – im Magen von
Da.
Abomey ist eine Stadt voll von
Geschichten. Geschichten von sprechenden Babys, Frauen, die ihrem
König in den Tod folgen, von schwarzen Magiern und Königen. Abomey
ist voll von Vodootempeln, Fetischeuren und sogenannten „Revenants“,
Gestalten in bunten Kostümen, unter denen sich angeblich die Geister
der Ahnen befinden.
Das Königreich von Abomey ging mit dem
Einmarsch der Franzosen unter. Aber die Franzosen hatten Angst vor
der Macht Abomeys. Daher errichteten sie die „Ersatzstadt“
Bohicon, nur wenige Kilometer von Abomey entfernt. Bohicon wurde zum
Wirtschaftszentrum, noch heute findet man in Abomey keine einzige
Bank, wenn man weiterreisen möchte, muss man zwingend über Bohicon
fahren.
Cotonou hingegen ist eine Großstadt
mit einem monströsem Gesicht. Das Gesicht heißt Verkehr. Die
Straßen sind überfüllt von Motos, Zigtausende sind es, umsichtiges
Fahren ist hier ein Fremdwort. Die Fahrer schauen nach vorne, aber
nicht nach hinten, nach links, aber nicht nach rechts. So ist es
nicht verwunderlich, dass Cotonou bei mir Spuren hinterlassen hat.
Kurz hinter einem Kreisverkehr bleibt mein Moto-Fahrer stehen, als
uns ein anderes Motorrad von der Seite rammt. Der Auspuff schrammt
meinen linken Fuß und zurück bleibt eine klassische Brandwunde.
Man sollte also die Moto-Taxis in
Cotonou möglichst meiden oder zumindest feste Schuhe tragen.
In Cotonou befindet sich ein Museum für
moderne Kunst mit wechselnden Ausstellungen, die Fondation Zinsou.
Die momentane Ausstellung zeigt Fotografien der Jäger von Banté,
alte, mächtige Männer, die in den Wald gingen, um große Tiere zu
schießen. Ein Löwe konnte damals 100.000CFA (150€) einbringen,
ein Vermögen. Die Männer sind mit allen möglichen Fetischen
behangen, viele haben Parfümdöschen mit Pflanzengeruch, damit die
Beute sie nicht als Menschen erkennt und davonrennt. Heutzutage
schießen die Jäger keine großen Tiere mehr, es gibt kaum noch
welche. Die verbliebenen Tiere werden in Nationalparks geschützt und
die Jäger müssen sich mit dem Schießen von Buschratten und anderem
Kleingetier begnügen.
Wenige Kilometer von Cotonou entfernt
kann man ein Stelzendorf besichtigen. Man fährt mit einem kleinen
Boot (Pirogue) nach Ganvié, einem Dorf mitten auf dem See. Alles ist
auf Stelzen gebaut: Die Moschee, die Kirche, die Schule. Der Markt
besteht aus mehreren Pirogues von denen aus die Marktfrauen ihre Ware
verkaufen. Der Hafen vor Ganvié ist sehr touristisch, die Preise für
eine einstündige Tour sind horrend. Doch das Geld kommt dem
Tourismusministerium des Benins zugute und Ganvié sieht von dem Geld
keinen Franc. Das macht sich auf der Bootsfahrt auch bemerkbar: Die
Stelzenhäuser zerfallen, es gibt keinen Strom, die Exkremente landen
im See, die Anwohner betteln um hundert Francs, wenn sie Weiße
sehen.
Dassar liegt zwei Stunden weiter
nördlich von Abomey. Es ist eine idyllische Kleinstadt und wäre
eigentlich nichts besonderes, wenn es hier nicht wunderschöne
Felsformationen gäbe. Wenn man einen dieser Felsen besteigt, bietet
sich einem die unendliche Weite der Graslandebene dar. Unseren
letzten Abend im Benin verbringen wir damit, der untergehenden Sonne
von einer Felserhebung aus zuzusehen.